Der Baustoff Holz ist „in“, nicht allein wegen seines Talentes, Ressourcen zu schonen und CO2 zu speichern. Zunehmend rücken auch seine atmosphärischen und gesundheitsfördernden Qualitäten ins Bewusstsein. Diese müssen genutzt werden – und wo, wenn nicht an Orten des Arbeitens und Schaffens.
Sandra Gnigler, mia2 Architektur
holzbau austria Magazin 5/2023
Foto: © Fabienne Roth
Wir als Architekten haben uns dem Erschaffen von lebenswerten Räumen verschrieben. Das „Lebendige“ ist, was uns inspiriert und anregt. Wir fnden es bei einem Spaziergang im Wald oder beim Baden am Fluss. Ist die Architektur gelungen, spiegelt sich diese Lebendigkeit auch in unseren Bauwerken wider. Gesunde, harmonische Räume zu entwickeln, bedarf eines wohlbedachten Umgangs mit allen raumprägenden Elementen, sei es in konstruktiver als auch ästhetischer Hinsicht. Dabei nimmt Holz als einst lebendiger Organismus eine bedeutende Rolle ein. Seine Fähigkeit, das Raumklima nachhaltig zu beeinfussen, die Behaglichkeit zu fördern und durch seine Haptik und seinen Duft unsere Wahrnehmung zu prägen sind wesentliche Aspekte für eine inspirierende Architektur!
Lange waren bei der Planung von Arbeitsorten, ausgestattet für den anonymen Nutzer, funktionale und ökonomische Aspekte vorrangige Entscheidungsparameter. Dabei sollte doch der Arbeitsraum in puncto Lebensqualität dem Wohnraum um nichts nachstehen. Ganz im Gegenteil, gerade hier halten sich meist deutlich mehr Menschen auf gleicher Fläche auf als beim Wohnen. Und im Verlauf einer klassischen Arbeitswoche verbringen wir tagsüber mehr Zeit am Arbeitsplatz als zu Hause. Investitionen in Raumqualität, gesunde Materialien, haptische Oberflächen und gute Akustik machen sich jedenfalls bezahlt. Immer mehr Unternehmen erkennen das Potenzial von Holz als Baustoff für ihre Betriebsstätten. Eine angenehme Raumatmosphäre steigert Kreativität, Motivation und Identifkation mit dem Arbeitsplatz. PVC-Böden, Resopal-Oberfächen und Gipskartonwände leisten diesbezüglich wenig Beitrag. Die natürliche Schönheit, die Haptik sowie der Geruch von Holz beleben unsere Sinne. Auch die Alterung des Materials sei zu beachten. So beschreibt das japanische Konzept „Wabi-Sabi“ die Schönheit, die in natürlichen, unvollkommenen und alternden Materialien zu finden ist. Wer denkt da nicht an einen alten, traditionellen Holzstadel. Diese Sinneserfahrungen werden wir mit der Verwendung von Silikonharzputzfassaden und dem Versuch, mit Künstlichkeit statische Zeitlosigkeit herzustellen, wohl nie machen.
Das Bedürfnis, Arbeitsorte als Lebensräume zu entwickeln, erkannten wir bereits in den Anfängen unserer Bürolaufahn. Denn, den Großteil unserer Zeit verbrachten wir als junge, leidenschafliche Architekturschaffende im Büro. Ein ebenerdiges Studio mit Garten wurde daher zum erklärten Ziel unserer damaligen Raumsuche. Dies führte uns ungeahnt zu einem Stadthaus in Linz. Ein Sanierungsprojekt, das die einzigartige Gelegenheit bot, unseren eigenen Arbeitsraum mit einem hohen Maß an Lebensqualität zu gestalten. Dabei taucht Holz in unterschiedlichster Weise auf – tragend, verkleidend, konserviert. Wir schätzen die Atmosphäre der alten Holzdecken und des massiven Tannenbodens mit seiner schönen Patina im Innenraum, aber auch die Wirkung des Baumes im Innenhof im Wechsel der Jahreszeiten. Unser Arbeitsplatz fühlt sich mittlerweile eher wie ein Zuhause an, was uns sehr glücklich macht.
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