Was WIR für den Holzbau tun können

Mehrgeschossiger Wohnungsbau ist medial fast untrennbar mit den Worten „leistbar“ „nachhaltig“ und „ressourcenschonend“ verbunden. Nicht immer wird die Bedeutung dieser Leitworte ausreichend und der Verantwortung gerecht diskutiert – vielmehr bleiben sie als Plattitüden stehen und ihre wahre Bedeutung verpufft.

Melanie Karbasch, Architektin

holzbau austria Magazin 2/2023
Foto: © Karbasch Wortmeyer

Den Fragen unserer Zeit und unserer baukulturellen Verantwortung gerecht zu werden, stellt uns Architekten jeden Tag in unserer Arbeit in hohem Maße vor Herausforderungen. In politischen und gesellschaftlichen Debatten haben die Begriffe „leistbar“, „nachhaltig“, „ressourcenschonend“ abhängig von der Perspektive des Gegenübers unterschiedliche Bedeutungen. Die genauere Betrachtung des Wortes Ressource ist insofern relevant, als die Definition laut Duden zwei Bedeutungen anführt, von denen vor allem die zweite Bedeutung in Zusammenhang mit Bauen und noch vielmehr im Wohnungsbau die scheinbar zutreffendste ist.

Res|sour|ce Herkunft: französisch ressource, zu altfranzösisch resourdre

< lateinisch resurgere = wiedererstehen Bedeutung: 1. natürlich vorhandener Bestand von etwas, was für einen bestimmten Zweck, besonders zur Ernährung der Menschen und zur wirtschaftlichen Produktion, [ständig] benötigt wird. 2. Bestand an Geldmitteln, Geldquelle, auf die jemand zurückgreifen kann.

Bedeutet ressourcenschonend also gleichzeitig leistbar und nachhaltig? Oft wird die Diskussion darüber auf sehr hohem ideellem Niveau geführt, sodass man sich nach all den geführten Diskussionen fragen sollte, ob ein zu hohes Maß an Idealismus nicht eher ein Verhinderer ist. Jedes Projekt bedeutet neue Heraus-und Anforderungen, aus jedem Projekt kann man Erkenntnisse für andere Projekte ableiten. Unabhängig von Nutzung und Aufgabenstellung gibt es kaum Projekte, bei denen nicht über Budget diskutiert und verhandelt wird. Immer wieder fällt in solchen Verhandlungen die Behauptung, dass sich das Budget „nie“ ausgehen kann. Vor allem im Bereich des Wohnungsbaus ist diese Diskussion in Verbindung mit Holzbau meist schnell beendet. Die Behauptung, geförderter Mietwohnungsbau geht sich in Holz nicht aus, führt ungeprüft und mit pauschalen Argumenten zu Lösungen, „wie sie schon immer gemacht wurden“. Solange die Betrachtung der Lebenszykluskosten nicht erfolgt, werden wir in diesem Punkt auch nicht weiterkommen.

Auch Bestandsnutzung, Nachverdichtung und Aufstockungen vor allem im städtischen Raum sind noch nicht wirklich als probate Mittel zum Erreichen unserer Ziele in den Köpfen der Entscheidungsträger angekommen. Und gerade in diesem Bereich hat der Holzbau dem konventionellen Bauen gegenüber große Vorteile.

Immer wieder gibt es Bauherren, Architekten und Holzbauunternehmen, die mit Haltung und Überzeugung Holzbauprojekte schaffen und damit in den unterschiedlichsten Nutzungsbereichen den Beweis führen, dass Holzbau vielfältig und konkurrenzfähig ist – oft mit knappen Budgets. Aus dem ungleich höheren Maß an Detaillierung und Auseinandersetzung mit der Materie – um eben diese knappen Budgets auch einhalten zu können – resultieren nicht zuletzt mehr Wohnqualität und lebenswerter Wohnraum. Was der Holzbau leisten kann, ist längst mehrfach nachgewiesen. Wir sollten uns jeden Tag in unserer Arbeit fragen, was wir für den Holzbau leisten können, um diesen vor allem bei politischen Entscheidungsträgern als unverzichtbares Instrument zur Beantwortung der Fragen der Zeit zu etablieren.

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